Diagnosekriterien

ALLGEMEINE KRITERIEN

  • Es muss sich um eine chronische Erschöpfung handeln, die klinisch gesichert und ungeklärt ist,
  • neu und mit zeitlich bestimmbarem Beginn auftrat (nicht bereits lebenslang besteht),
  • sich nicht spürbar durch Ruhe bessert,
  • nicht Folge einer noch anhaltenden Überlastung ist,
  • zu einer substantiellen Reduktion (>50%) früherer Aktivitäten in Ausbildung und Beruf sowie im sozialen und persönlichen Bereich führt,
  • länger als 6 Monate anhält.

Nach dem Kanadischen Konsensdokument müssen die folgenden Symptome vorliegen, wobei alle genannten Kriterien der Abschnitte 1 bis 6 wie unten beschrieben erfüllt sein müssen (Einschränkungen sind angegeben):

ZUSTANDSVERSCHLECHTERUNG

nach Belastung und Erschöpfung

(alle Kriterien dieses Abschnitts müssen erfüllt sein):

  1. Der Patient muss unter einem deutlichen Ausmaß einer neu aufgetretenen, anderweitig nicht erklärbaren, andauernden oder wiederkehrenden körperlichen oder mentalen Erschöpfung leiden, die zu einer erheblichen Reduktion des Aktivitätsniveaus führt;
  2. Erschöpfung, Verstärkung des schweren Krankheitsgefühls und/oder Schmerzen nach Belastung mit einer verzögerten Erholungsphase (der Patient benötigt mehr als 24 Stunden, um sich zu erholen);
  3. die Symptome können durch jede Art der Anstrengung oder jede Art Stress verschlechtert werden.

 

SCHLAFSTÖRUNGEN

  1. Nicht erholsamer Schlaf oder veränderte Schlafmuster (einschließlich einer Störung des Tag-Nacht-Rhythmus).

 

SCHMERZEN

  1. Arthralgien und/oder Myalgien ohne klinische Belege für eine entzündliche Reaktion im Sinne von Schwellungen oder Rötungen der Gelenke und/oder starke Kopfschmerzen eines neuen Typs, Musters oder Schweregrades.

 

NEUROLOGISCHE / KOGNITIVE MANIFESTATIONEN

(mindestens zwei der Kriterien müssen erfüllt sein)

  1. Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit und des Kurzzeitgedächtnisses,
  2. Schwierigkeiten mit der Informationsverarbeitung, der Kategorisierung, Wortfindungsschwierigkeiten einschließlich periodisch auftretender Lesestörungen,
    1. es kann zu Überbelastungserscheinungen kommen: einer Überbelastung durch Informationen, kognitive oder sensorische Einflüsse und Belastungen (z. B. Lichtempfindlichkeit und Überempfindlichkeit gegenüber Lärm) und/oder einer emotionalen Überbelastung, die zu Rückfällen und/oder Ängsten führen kann,
  3. Wahrnehmungs- und sensorische Störungen,
  4. Desorientierung oder Verwirrung,
  5. Ataxien (Bewegungskoordinationsstörungen).

 

AUTONOME / NEUROENDOKRINE / IMMUNOLOGISCHE MANIFESTATIONEN

(mind. je ein Symptom in wenigstens zwei der folgenden Kategorien muss erfüllt sein):


1. Autonome Manifestationen

  1. Orthostatische Intoleranz (z. B. neural vermittelter niedriger Blutdruck [NMH]),
  2. lagebedingtes orthostatisches Tachykardie-Syndrom (POTS – Herzjagen),
  3. Schwindel und/oder Benommenheit,
  4. extreme Blässe,
  5. Darm- oder Blasenstörungen mit oder ohne Colon Irritable (IBS – Reizdarm) oder Blasendysfunktionen,
  6. Herzklopfen mit oder ohne Herzrhythmusstörungen,
  7. vasomotorische Instabilität (Instabilität des Gefäßtonus),
  8. Atemstörungen,

2. Neuroendokrine Manifestationen

  1. Verlust der thermostatischen Stabilität,
  2. Intoleranz gegenüber Hitze/Kälte,
  3. Appetitverlust oder anormaler Appetit, Gewichtsveränderungen,
  4. Hypoglykämie (verminderter Glucosespiegel),
  5. Verlust der Anpassungsfähigkeit und der Toleranz gegenüber Stress, Verstärkung der Symptome durch Stress sowie langsame Erholung und emotionale Labilität,

3. Immunologische Manifestationen

  1. Empfindliche Lymphknoten,
  2. wiederkehrende Halsschmerzen,
  3. grippeähnliche Symptome und/oder allgemeines Krankheitsgefühl,
  4. Entwicklung bisher noch nicht aufgetretener Allergien oder Veränderungen im Zustand bereits vorliegender Allergien,
  5. Überempfindlichkeit gegenüber Medikamenten und/oder Chemikalien.

 

DIE ERKRANKUNG BESTEHT SEIT MINDESTENS 6 MONATEN 

 

 

PSYCHIATRISCHE STÖRUNGEN
ME ist keine psychiatrische Erkrankung. Dennoch findet man laut kanadischen klinischen Leitlinien für Psychiater zur Einschätzung und Behandlung von ME aus dem Jahr 2005 bei etwa 30–40 % der Patienten psychiatrische Störungen, was vergleichbar ist mit der Zahl, die auch bei anderen chronischen und zu Behinderung führenden Krankheiten zu finden ist. Diese Störungen, wie Depressionen oder Angststörungen (insgesamt etwa 14 % der Patienten), sind überwiegend als sekundäre Reaktionen einzustufen aufgrund des Verlustes etwa der Gesundheit, finanziellen Sicherheit und sozialer Rollen sowie der Konfrontation mit Stigmatisierung. Die Zahl der Persönlichkeitsstörungen ist bei ME dagegen nicht erhöht, sondern liegt bei etwa 10 %, was dem Prozentsatz dieser Störung in der Allgemeinbevölkerung entspricht. Es wird empfohlen, psychiatrische Symptome bei ME wie bei anderen Erkrankungen auch zu behandeln. Dabei seien die oft höhere Empfindlichkeit gegenüber Nebenwirkungen von Medikamenten sowie das geringere Energieniveau der Patienten zu berücksichtigen.
Quelle: Wikipedia

 

Informationen für Ärzte           

Einordnung, Klassifizierung & Definitionen

Begriffserklärung

Evidenzbasierte Medizin

Diagnoseschema auf Basis der amerikanischen Fukuda-Kriterien

1994 wurden die Fukuda-Kriterien entwickelt, auf denen die bisher meisten Studien zu ME/CFS basieren. Obwohl die Fukuda-Kriterien zunächst nur für Forschungszwecke entwickelt wurden, bilden sie daneben bis heute meist auch die Grundlage für die Diagnose der Erkrankung.

 

Die Kriterien des Kanadischen Konsensdokuments führen, verglichen mit den Fukuda-Kriterien von 1994, weniger zur Auswahl psychiatrischer Erkrankungen, sondern mehr zur Auswahl schwerer körperlicher Beeinträchtigungen, Erschöpfung oder Schwäche und neurokognitiver Symptome und werden daher von vielen Patientenorganisationen weltweit als gängige ME/CFS-Kriterien eingefordert.

 

Die verschiedenen Termini zum Krankheitsbild finden Sie hier.